Frühgeschichte

 

Früheste Spuren menschlicher Anwesenheit finden sich von jungpaläolithischen Rentierjägern der Hamburger Kultur. Es folgen Nachweise mesolithischer und später neolithischer Siedlungen der Glockenbecherkultur, der Megalithkultur und der Schnurkeramiker. Überregional bedeutende Funde aus der Frühzeit sind die älteste Brandbestattung Nordwestdeutschlands (datiert auf 2700?2900 v. Chr.) und der Pflug von Walle von etwa 1000 v. Chr. geschätzt. Eine genaue Datierung des Fundes steht allerdings noch aus.

Die ältesten Funde menschlicher Besiedelung in Ostfriesland wurden bei Hesel gemacht. Dort wurden unter anderem Reste einer Kultstätte entdeckt. Aus der Jungsteinzeit liegt eine Reihe von Steinwaffen und Keramiken vor. Hünengräber (Utarp und Tannenhausen) und Funde von Steinbeilen stammen aus der Zeit Megalithkultur. Den bedeutendsten Fund aus der Bronzezeit stellt die Goldscheibe von Moordorf dar. Die Bevölkerung dünnte sich mit der Versumpfung der Landschaft merklich aus.

Eine Neubesiedlung fand erst im zweiten Jahrhundert vor Christus statt. Die Siedler aus dem Großverband der germanischen Ingwäonen kamen wahrscheinlich aus Jütland und Skandinavien. Plinius der Ältere nennt Chauken und Friesen aus dem Großverband der Ingwäonen. Dabei kann bis heute nicht geklärt werden, ob die erwähnten Ur-Friesen (?Frisii?) germanischen Ursprungs waren oder erst durch den Zuzug germanisiert wurden.

Während ursprünglich Chauken das Gebiet zwischen Ems und Weser bewohnten, begannen etwa um die Zeitenwende Friesen langsam in diesen Raum vorzudringen. Die Chauken wurden von ihnen teils verdrängt, teils in ihren Stammesverband aufgenommen. Seit dem zweiten Jahrhundert wurden die Chauken nicht mehr erwähnt. Ob sie im Stammesverband der Sachsen oder dem der Franken aufgingen, ist unklar. Von der Landseite her drängten sächsische Stämme in die Geestgebiete vor. Die späteren Ostfriesen gingen aus der Vermischung dieser Gruppen hervor.

Die Grenze zwischen Friesen und Chauken hatte sich quer durch Ostfriesland gezogen. Es wird angenommen, dass Orte, deren Name auf -um (früher -hem) endet, friesische Siedlungen waren (zum Beispiel Jemgum, Bingum, Petkum, Borssum), Orte auf -ens hingegen chaukischen Ursprungs sind (zum Beispiel Esens, Wiesens, Popens, Schortens). 12 v. Chr. erreichten die Römer unter ihrem Feldherrn Drusus erstmals Ostfriesland. Wenige Jahre später ankerte Germanicus in der Amisia (Ems). Das wohl zur Versorgung und zum Schutz der Schiffe angelegte Römerlager Bentumersiel (heute Gemeinde Jemgum, zählt zu den wenigen Orten in Niedersachsen, in denen Funde auf die Anwesenheit römischer Legionäre zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. hinweisen.